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Gisa Steeg • 4. September 2021

Danziger Straße 2, Laudenbach, Laudenbach, 69514, Deutschland

Buen Camino - mit dem Rucksack statt Nagellack auf dem Jakobsweg - die Reise geht weiter

Du siehst mich hier mit meinem neuen Rucksack, den Narben des Unfalls und mit viel Lebensfreude auf einer Tour in der Südpfalz. Das wandern in der "Dahner Felsenlandschaft" hat mich völlig verzaubert und eine kleine Auszeit dort tankt meine Seele auf.

Wenn dich der Jakobsweg nie mehr loslässt

und in dir die Pilgerseele geweckt wird


Wer mich kennt und mir folgt, weiß, dass ich im August 2019 auf dem spanischen Jakobsweg heiter gescheitert war und dass wir beide, der Camino und ich, noch eine Rechnung offen haben.


Seither ist vieles passiert, der Camino, mein Unfall im Januar 2020 und die C…Zeit haben mich sehr verändert. Doch die Faszination, die Magie des Jakobsweges haben mich nicht mehr losgelassen. Als ich im Januar 2020 meinen 50. Geburtstag unter Schmerzen und vielen Schmerzmittel im Krankenhaus und abends dann in meinem eigenen Bett feiern durfte, wobei du dir denken kannst, dass da nichts mit feiern war, gab mir der Gedanke an den Jakobsweg als Ziel emotionalen Halt.

Dies erzählte ich meinen zwei, zu der Zeit, besten Freundinnen. Meine Tränen liefen mir über die Wangen, als mir die beiden an diesem Abend über den Mund gefahren waren und mir den Traum ausreden wollten. Wozu ich immer Ziele bräuchte, wem ich etwas beweisen müsse, ob ich nicht einfach mal zuhause bleiben könne, vor was ich immer wegrennen müsste usw.


Ich schluckte meine Enttäuschung runter, ich hätte an diesem Tag keine Kraft gehabt, „mich zu wehren“, oder es ihnen zu erklären, wobei sie mich bei jedem Anflug einer Erklärung, dass es mir mental im Moment Stärke, Hoffnung und Zuversicht gibt, im Keim erstickten und zu zweit auf mich einredeten. Ich schwieg und wenn ich nicht schon gelegen wäre, dann hätte mich diese verbale Attacke bestimmt umgehauen.


Als ich es ein paar Tage später zur Sprache brachte, meinten sie, wir meinen es doch nur gut mit dir. Etwas gut zu meinen und jemand, der geschwächt ist, mundtot zu machen sind für mich immer noch zwei Paar Schuhe. Es ist auch immer die Art und Weise, wie etwas rübergebracht wird. Was sie vielleicht meinten war, komm doch erst einmal wieder auf die Beine und dann siehst du weiter. Doch was sie sagten und wie sie es sagten war etwas völlig anderes, wenn du verstehst, was ich meine.

Die Freundschaft ist inzwischen auseinandergegangen, was für beide Seiten völlig in Ordnung ist.  Die Energien stimmten nicht mehr und dann darf das auch sein. Jede darf für sich so sein. 


Wie du siehst, es hat sich auch da etwas verändert. Ich lasse mir meine Träume nicht ausreden und nehmen. Im März 2020 hatte ich mir, obwohl mein Arm und die Schulter nach mehreren OPs nicht fit waren, einen neuen Rucksack gekauft.  Ich brauchte ein Ziel, etwas Reales, was ich anfassen konnte, in mein Zimmer stellen und was in mir positive, mutmachende Emotionen auslöste, die den Heilungsprozess unterstützten. Kannst du so etwas nachvollziehen? Einen emotionalen Anker, der mich mental unterstützt. 


 Im März 2020 hatte ich mir, obwohl mein Arm und die Schulter nach mehreren OPs nicht fit waren, einen neuen Rucksack gekauft.  Ich brauchte ein Ziel, etwas Reales, was ich anfassen konnte, in mein Zimmer stellen und was in mir positive, mutmachende Emotionen auslöste, die den Heilungsprozess unterstützten. Kannst du so etwas nachvollziehen? Einen emotionalen Anker, der mich mental unterstützt. 

Durch die C…. Geschichte und dass ich Rücksicht nehmen wollte, habe ich in 2020 auf die Fortsetzung verzichtet. Auch war ich körperlich durch die OPs und die Schäden, die ich davon getragen hatte viel zu geschwächt. Bei der ersten OP kamen Keime in die Wunde, was zwei weitere OPs nach sich zogen. Bei der dritten wurde mir noch ein Nerv im Arm verletzt und die Ärzte spielten es herunter, es könne nichts sein, ich wäre ebne etwas empfindlicher nach den ganzen OPs, Narkosen und Medikamenten. Eine Reha oder Nachsorge, gab es auch nicht, denn es war inzwischen der erste Lockdown.

Ein Arzt den ich dann doch noch nötigte, mich und meine Schmerzen ernst zu nehmen, meinte nach der Untersuchung: „Frau Steeg, orthopädisch ist alles o.k., die haben Ihnen in der Tat einen Nerv verletzt, das tut mir leid für Sie. Sie werden ihren Arm nie wieder so wie früher bewegen und nutzten können. Auch, weil die Ihnen so viel an Muskel- und Gewebemasse entfernt haben.“ 


Wupp, da stand ich da, erleichtert, dass mir endlich jemand Glauben schenkte und mich ernst nahm, wütend, dass ich trotzdem keine Hilfe oder Reha bekam. Jeden Neurologen, den ich anrief, bedauerte mich zwar, aber einen Termin bekam ich im März 2020 frühestens Ende August oder besser im September. Das muss man sich mal vorstellen. Meine Schulter begann immer noch mehr zu schmerzen und zu versteifen. Einen Rucksack zu tragen, wäre undenkbar gewesen, geschweige dennoch den Arm zu benutzen. Auch das sind Long-Corvid-Schäden, von denen niemand spricht, für mich war das eine unterlassene Hilfeleistung.

Ich heulte ein paar Tage und suhlte mich in meiner Opferrolle, doch aufgeben ist für mich keine Option. Wenn niemand da ist, um mir zu helfen, dann muss ich das selbst in die Hand nehmen. Da es mein rechter Arm und Hand war, wuppte ich mein Leben ab jetzt halt mit links.

Ich war monatelang zugedröhnt mit Antibiotika, Schmerzmittel und Opiaten. Ich lag wie benebelt nur noch rum und versuchte den Arm zumindest so zu legen, dass er nicht schmerzte. Doch ist wollte wieder leben, trotz Arm, trotz Lockdown…. Ich wollte weg von dem Schmerz und den Betäubungsmitteln.  Netflix und Amazon Prime hatte ich schon leergeschaut, bzw. gehört. Ich war zu benebelt, mir die Filme anzusehen, ich kann dir heute nicht mal mehr sagen, welche Serien ich geschaut hatte. Ich wusste, so kann es nicht weiter gehen und durch al den Dunst und Nebel in meinem Kopf, drang ein einziger Satz, der mein Gamechanger war:

Ich bin nicht meine Krankenakte!

Genau so ist es, ich bin nicht meine Krankheit und meine Krankenakte. Nur weil ein Arzt zu mir sagt, dass ich den Arm nie wieder wie früher bewegen kann, muss ich ihm noch lange nicht den Glauben schenken. Es mag vielleicht seine Wahrheit sein, aber nicht die meinige. Ab da ließ ich tagsüber die Opiate weg, um wieder klarer denken zu können. Dann stellte ich mir selbst all die Fragen, die ich sonst meinen Coaching-Klienten stellen würde. Vor allem suchte ich bei Dr. Google nach Hilfen und Lösungen, wie ich mich, meinen Arm und mein Leben wieder in den Griff bekommen kann. Mit vielen kleinen einfachen Übungen lernte ich zwar unter Schmerzen, aber immerhin meinen Arm und die Hand wieder zu bewegen. Stück für Stück.

Der entscheidende Tipp, was ich gegen die Nervenschmerzen tun kann, kam von meiner Hypnose-Ausbilderin und Heilpraktikerin. Danach ging es bergauf mit mir. Doch das ganze hinterließ Spuren, damit meine ich nicht nur die Narbe an meinem Arm. Ich meine mein komplettes Körpersystem war durch die monatelange Medikamenteneinnahme völlig desolat. Statt der Ursache auf den Grund zu gehen, gab es von den Ärzten nur weitere Schmerzmittel, die die Symptome stilllegten.

Ich nahm zu meinen 10 Kilo Übergewicht weiter 10 zu. Frau gönnt sich ja sonst nichts und ich bekam statt Blumen von meinen Besuchern immer 5er-Pack Toffifee geschenkt und die mussten ja auch weg. Hilft ja nichts, sonst werden die alt, wobei, nicht bei mir.

Im Januar bekam ich einen weiteren wertvollen Hinweis, was ich für meinen desolaten Magen-Darm-Trakt tun kann. Seither sind mehr als 15 Kilos verschwunden, ich mache täglich mind. 30 Min. Sport oder Bewegung an der frischen Luft. Laufe regelmäßig längere Strecken im Wald und bereite mich nicht nur mental auf meinen Camino vor.

Ich trainiere sogar mit meinem vollen Rucksack und mache Tagestouren, voll bepackt. Ob ich bei mir hinter dem Haus starte und direkt an der Bergstraße Richtung Odenwald gehe, oder in der Pfalz mich auf mehreren Wegen bewege, überall sehe und gehe ich auf einem Stück des Jakobsweges.

Meine Ausrüstung ist auch schon komplett. Du weißt, dass dein Pilgerherz schlägt, wenn du beim Einkaufen sofort schaust, was das T-Shirt, die Schuhe, die Hose, das Shampoo wiegt.

Ja, es wird einen zweiten Band geben und du liest gerade ein paar Zeilen aus dem Buch: Buen Camino – mit dem Rucksack statt Nagellack auf dem Jakobsweg (im Moment noch Band 2, vielleicht fällt mir oder dir noch was Gescheites ein 😉

Ja, es wird einen zweiten Band geben und du liest gerade ein paar Zeilen aus dem Buch: Buen Camino – mit dem Rucksack statt Nagellack auf dem Jakobsweg (im Moment noch Band 2, vielleicht fällt mir oder dir noch was Gescheites ein 😉


Deine Gisa

P.S. ich habe dir noch zwei wundervolle Rezensionen des Buches und wenn du jetzt schon neugierig bist und Band 1 nicht kennst, dann kannst du es bei jeder Buchhandlung deines Vertrauens bestellen. Natürlich auch beim Verlag und als E-Book bei … du weißt schon wo. 


Authentisch. Offen. Ehrlich. Auch ohne Styling.

Rezension aus Deutschland vom 12. Dezember 2019

Schwer vorstellbar, Gisa Steeg ohne Schminke und Nagellack. Auf einem staubigen Weg mit einem Rucksack auf dem Rücken. Genau dieser völlige Gegensatz hat mich neugierig auf das Buch gemacht.

Sie hat einen lockeren Plauderschreibstil, so als säße man sich in einem Café gegenüber. Gisa beschreibt ehrlich ihre Emotionen, ihre Eindrücke und Erkenntnisse, nicht ohne immer wieder auf das Gute im Schlechten hinzuweisen. Sie lebt und lehrt Selbstsorge, lässt den Leser hautnah an ihren inneren Kämpfen teilhaben und erntet am Ende eine große Empathiewelle, die das vermeindliche Scheitern völlig in den Hintergrund treten lässt.

Ihr gelingt der Seilakt zwischen reiner Information, privaten Eindrücken und Gedanken, so dass es nie voyeuristisch wird.

Die Aufmachung des Buches mit einem vorgestellten Zitat und einer nachgestellten Zusammenfassung des Learnings gefällt mir gut. Letztlich ist der Camino nur der Anlass für die wirklich wichtigen Fragen im Leben.

Was mir ein wenig fehlt ist die Erkenntnis, wie der Camino sie verändert hat. Aber vielleicht ist es dafür auch noch zu früh und die Eindrücke wirken noch ... und kommen irgendwann in eine Fortsetzung des Buches.


Nicht gescheitert sondern gescheiter

Rezension aus Deutschland vom 7. Dezember 2019


Buen Camino. Ein Buch von einer Frau, die es wagt, ihr Leben zu leben, Möglichkeiten zu nutzen und Träume zu verwirklichen. Eine Frau, die davon spricht, „gescheitert“ zu sein aber letztendlich wieder etwas gescheiter geworden ist.


Dieses Buch zeigt uns nicht, dass es unbedingt notwendig ist am geplanten Ende anzukommen, es vermittelt viel mehr, dass es wichtig ist, dass wir uns auf den Weg machen. Nicht auf einen vorgeschriebenen Weg, nicht auf einen Weg, den wir gehen müssen, weil schon viele diesen Weg gegangen sind. Nein, es geht darum unseren Weg zu gehen, eigene Erfahrungen zu machen. Es geht darum, die eigenen Hürden und Hindernisse zu überwinden oder auch diese Hindernisse als ein Zeichen zu sehen, einen anderen Weg einzuschlagen. Eben unseren Weg. Es geht um die Auszeit um das Innehalten um ein Reinigen und Updaten unseres Lebens. Was ist wichtig, was benötigen wir wirklich und was tun wir nur weil wir glauben es tun zu müssen.


Letztendlich ist es wichtig, sich auf den Weg zu machen. Ob es der Camino ist, eine Wanderung von Bayern zur Ostsee (oder etwas kürzer) oder ob wir uns geistig und gedanklich auf den Weg machen, um über uns und unser Leben nachzudenken.


Der Weg führt zum Ziel und was unser Ziel ist das erfahren wir, wenn wir es erreicht haben.

Aber viele vermeintliche Ziele sind letztendlich auch nur Etappen, die uns neue Wege und Möglichkeiten aufzeigen.


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